Die Gesundheitspflege -oder das Wellbeing, wie man wohl heutzutage sagen würde- hat in der Chinesischen Philosophie seit jeher einen besonders hohen Stellenwert. Alte Sagen erzählen, dass die Ärzte in alten Zeiten nur bezahlt wurden, wenn der Mensch gesund war, nicht jedoch bei Krankheit. Und auch heute noch achten die Menschen auf sich: Gesunde und frische Ernährung, morgendliches Qigong und Taichi, regelmäßige Spaziergänge und Chinesische Teerezepturen sollen für ein langes Leben sorgen.
Das Glück und die Langlebigkeit des einzelnen Menschen ergibt sich aus einem Leben im Einklang mit den Bewegungen des Dao. Dieser Zustand beschreibt unser Verständnis von Gesundheit. Die chinesische Philosophie schafft hier wieder eine Analogie zu dem Staatswesen: wer sich nicht an (Natur-) Gesetze hält, wird bestraft. Gleiches geschieht, wenn ein Mensch gegen die Gesetze der Natur handelt: Er wird mit Schmerzen, Krankheit bis hin zum Tod bestraft. Aus dieser Ansicht heraus ist es leicht vorstellbar, dass die TCM einen großen Schwerpunkt auf das „Yangsheng“- der Pflege des Lebens legt. Hierunter fallen alle – innerliche und äußerlich praktizierte- Methoden, die der Gesundheitserhaltung dienen: Die Beachtung von Ernährung, Bewegung und – wie wir heute sagen- Lebensstil.
Krankmachende Faktoren können ihren Ursprung „von außen“ oder „von innen“ haben. Zum Beispiel kann über die Witterung und das Wetter „Kälte“ in den Körper eindringen. Die TCM spricht hier von einem äußeren Angriff eines Pathogens. Aber auch Emotionen wie Trauer, Wut und Sorge können den Körper schädigen und Erkrankungen verursachen. Eine Grundannahme dabei ist, dass ein Pathogen (eine „Fülle“) nur dann eindringen kann, wenn zuvor eine „Leere „ entstanden ist2. Das entspricht auch dem westlichen Bild z.B. der Immunabwehr: Ist unser Immunsystem geschwächt, können leichter Krankheitserreger eindringen. Diese Schwächung kann durch Verausgabung auf körperlicher oder seelischer Ebene oder durch mangelnde Lebenspflege geschehen. Weiter unten im Text werde ich auf die Bedeutung dieser wichtigen Komponente ausführlicher eingehen.
Bei Krankheit reichen teilweise diese inneren Methoden nicht mehr aus und es wird auf Heilkundige zurück gegriffen.
Doch wie können wir das alte, traditionelle Wissen auf unsere heutige Zeit übertragen? Ich möchte Die ein paar Tipps geben, mit einfachen Mitteln mehr Yangsheng -Gesundheitspflege in Dein Leben zu bringen!
Während die Fünf Wandlungsphasen als Herangehensweise in gesundheitlichen Zusammenhängen inzwischen recht bekannt ist und z.B. in Akupunktur, Yangsheng und Qi Gong viel genutzt wird, lassen sich die Prozesse der Wandlungsphasen auch sehr gut auf andere Bereiche des Lebens übertragen. Sie werden bereits im Coaching von Einzelpersonen benutzt, aber auch im wirtschaftlichen Kontext. Zum Beispiel, wenn es um die Entwicklung eines Unternehmens geht oder Projekten anhand der Phasen besser geplant werden wollen. Die Wandlungsphasen bzw. die Qualitäten der jeweiligen Elemente geben erste Einblicke in ein Individuum, seine Beziehungen oder diejenigen eines Projektteams. Entsprechend können Handlungsempfehlungen für Einzelpersonen oder Teams abgeleitet werden, um ein System im Ungleichgewicht wieder auf den richtigen Weg zu bringen. Ganz egal, ob es um eine große Firma, Deinen eigenen kleinen Betrieb, die beste Freundschaft, das Sportteam oder die Familie geht. Wenn zum Beispiel zu viele Ideen vorherrschen und deswegen nicht strukturiert und entschieden werden kann, wird nach neuen Methoden geschaut. Aber auch wenn die Umsetzung ins Stocken gerät und man sich immer wieder mit den selben Dingen beschäftigt ohne vielleicht „alte Zöpfe abzuschneiden“, zu reflektieren und sich auf seinen Kern zu konzentrieren. Auch die Erkennung der unterschiedlichen Charaktere kann im zwischenmenschlichen Umgang helfen. So können die einzelnen Menschentypen mit Ihren Feinheiten in einer Konfliktsituation besser erkannt werden, um z.B. auf den Mediationsprozess einzugehen und Teams schneller wieder in eine lösungsorientierten Prozess zu bringen. Das von uns entwickelte Daoflect-Coaching-Programm und die Chinesische Persönlichkeitsdiagnostik der Daoflect Academy haben sich auf diese Themen spezialisiert.
Bewegst Du Dich gern? Oft hören wir in unserer Praxis in Berlin Charlottenburg: „Ja, klar, total gerne- aber ich habe doch keine Zeit….“ Oder auch „das ist mir alles viel zu kompliziert“. Sehr beliebt- und durchaus verständlich ist auch die fehlende Energie. Sport treiben, wenn ich mich schwach und erschöpft fühle???
Ein Problem der heutigen Zeit ist, dass Sport nicht zwingend oder in erster Linie der Gesundheit zuliebe betrieben wird. Oft geht es eher um den „Kick“ oder dem Nacheifern eines Schönheitsideals. Die Folgen können fatal sein, wenn durch Erschöpfung ein „Leere“-Zustand generiert wird. Ein Mensch, der eher zu Müdigkeit und Erschöpfung neigt, sollte also eher Spaziergänge machen, anstatt sich auf einen Marathon vorzubereiten.
Ebenso sollte Bewegung und Atmung/ Entspannung gemeinsam wirken. Wenn wir uns den heutigen Yoga-Trend anschauen, ist es sicherlich begrüßenswert, dass einem so alten Übungssystem mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird. Aber auch hier zeigt sich der Wandel der Zeit- hin in Richtung „schnell und hektisch“: Die so wichtigen dem Yoga eigenen Atemübungen werden bei vielen Unterrichtsformen nahezu ignoriert um den sportlichen Aspekt mehr zu betonen.
Die Kunst des „Innehaltens“ und der Wahrnehmung des Augenblicks gehört ebenso zur Lebenspflege wie die Bewegung an sich. Einfache Übungen, die wenig Zeit benötigen und gut in den Alltag integriert werden könne sind meist am effektivsten.
Wieviel Zeit nimmt es in Anspruch, dreimal am Tag 10 tiefe Atemzüge zu tun? Muss ich abends noch unbedingt einen Film schauen und mein sowieso durch die heutigen Gegebenheiten überreiztes System weiter provozieren, oder kann ich stattdessen eine Entspannungsübung machen? Wir alle sind im heutigen Berufsalltag sehr angespannt- aber ist ein kleiner Spaziergang in der Mittagspause wirklich ausgeschlossen?
Oh nein- schon wieder das Thema Ernährung??? Keine Angst, bei uns bekommst Du nicht die 100. Diät oder die nächsten Weltbesten Nahrungsmittel aufgelistet. Es gibt endlose Abhandlungen über Ernährung. Viele verschiedenen Meinungen, Kulturkreise, wissenschaftliche Ergebnisse.
Doch gleichzeitig gibt es kaum etwas Schwierigeres, als die Ernährung umzustellen. Gleiches gilt für die TCM: es ist durchaus hilfreich, die thermischen und energetischen Wirkungen von Lebensmitteln zu kennen und sie in ein Therapiekonzept einzubauen.
Jedoch hilft es oft schon, dem Essen an sich wieder einen höheren Stellenwert anzumessen.
Wer sich mit dem, was er isst beschäftigt, wird alleine seine Einstellung zu Lebensmitteln verändern. Auch ist es bereits ein kleiner Erfolg, wenn überhaupt regelmäßig gegessen wird.
Aus Sicht der TCM geht es nicht nur um das, WAS wir essen, sondern auch die Art und Weise WIE gegessen wird. So ist das Essen in Ruhe ebenso wichtig, wie die Freude beim Essen – ein sehr wichtiger Punkt in den heutigen Debatten über gesunde Ernährung. Auch sollte das Essen der Umwelt angeglichen sein: Wer sich regional und saisonal ernährt, hat schon viel für seine Gesundheit getan. Und das hat nicht per se etwas mit chinesischer Philosophie zu tun. Auch unsere Großeltern wären nicht im tiefsten Winter auf die Idee gekommen und gar nicht in der Lage gewesen, einen Rohkostsalat zu essen. Die Idee, dass eine warme Suppe den Organismus in einer kalten Jahreszeit stärkt, sollte eigentlich nicht neu sein. In einer heißen Sommerzeit lässt sich ein Salat weitaus besser verdauen- wobei die TCM generell gekochte/ gegarte Speisen bevorzugt um das Verdauungssystem nicht zu überlasten und die Energieaufnahme zu erleichtern.
Was spricht dagegen, auch einen Rukola- oder Löwenzahnsalat kurz anzuwärmen? Oder in den Salat gebratene Pilze oder Spargel zu geben? Es ist doch beachtlich, wie viele Patienten in der Praxis über Kältegefühle klagen, aber den ganzen Tag Rohkost essen….Die Idee, das Frühstück zu „sparen“ ist ebenso absurd, heißt es doch auch bei uns „morgens wie ein Kaiser…“. Die Wichtigkeit, nicht bereits mit einer „Leere“ im Organismus in den Tag zu starten, sollte betont werden. Ein einfaches Porridge (bevorzugterweise mit Wasser oder Getreidemilch) dauert in der Zubereitung keine fünf Minuten.
Sicherlich spricht nichts dagegen, die Vielfalt an Nahrungsmitteln aus aller Welt auch zu genießen, der Anteil in der täglichen Nahrung sollte aber begrenzt sein. Aus Sicht der TCM sind Südfrüchte thermisch kalt- was nicht besonders wundert, da sie in heißen Ländern beheimatet sind und den dort lebenden Menschen eine gesunde Kühlung bringen. Über die Sinnhaftigkeit von (durchaus leckerem) frisch gepressten Orangensaft im Winter um das Immunsystem zu stärken sollte vielleicht eher nachgedacht werden.
Schlagworte wie „Work-Life-Balance“ sind momentan in jeder Munde. Doch was bedeutet das? Und was ist überhaupt gemeint mit „in Balance sein“?
Für uns geht es hier nicht nur um die eigene Balance (zum Beispiel im weiblichen Zyklus), sondern auch darum, im Einklang mit den Jahreszeiten, der Klimazone und überhaupt der ganzen umgebenden Welt zu sein. Schließlich sind wir als Menschen auch nur ein Teil vom Großen und Ganzen!
Einige kleine Übungen können jedoch die Balance im Alltag unterstützen. Wer sich des Kreislaufes von Yin und Yang -Aktivität und Ruhe- bewusst ist, schafft mehr Energie und Gelassenheit in seinem Alltag.
Das Erwachen am frühen morgen bildet den Übergang von der Yin (Ruhe, Entspannung) – zu der Yang-Phase (Aktivität, Bewegung) des Tages. Doch gerade das bereitet oft Probleme. Leider wird häufig die Yin-Zeit der Regeneration gerne gekürzt und auch das Aufstehen aus der Ruhephase eher hektisch gestaltet.
Eine schöne Möglichkeit, dass Yang sanft zu erwecken, ist das Trinken von Yin-Yang-Wasser, noch im Bett liegend. Hierfür wird am Abend vorher Wasser abkocht, ganz wenig Salz zugegeben (=Yin) und das Glas halb voll gefüllt neben das Bett gestellt. Am nächsten morgen steht entweder der Wasserkocher bereit oder am Vorabend abgekochtes Wasser in eine Thermoskanne gefüllt. Nun gießen Sie das Glas mit dem heißen Wasser (= Yang) auf und trinken in langsamen Schlucken im Bett sitzend um Ihren Körper auf kommende Aktivitäten vorzubereiten.
Da die vorhergehende Übung für Familien mit kleinen Kindern (bis ca. Pubertät..) nahezu unmöglich erscheinen mag, empfehle ich gerne situationsangepasst eine zusätzliche oder alternative Übung um den Körper auf die Tagesaufgaben vorzubereiten: Qi Gong (=Bewegen des Qi) , mit Schütteln, Klopfen oder Dehnen des Körpers.
Die Mittagszeit ist zwar durch das größte Yang gekennzeichnet (=höchster Sonnenstand), so wie aber alles im Wandel ist, bedeutet das volle Yang auch ein gleichzeitiges Wachsen des Yin – es geht von da an auf den Abend zu. Nicht ohne Grund verlangt der Körper zur Mittagszeit gerne ein Nickerchen. Wenn das nicht machbar ist, reichen ein paar Minuten Ruhe –optimalerweise in waagerechter Position- oft aus, um dem Organismus zu signalisieren, dass wir das Yin nicht ignorieren.
Zur Abendzeit füllt sich wieder das Yin- es ist eindeutig Zeit um zur Ruhe zu kommen. Stimulierende Medien und mentale Aktivität können das Yin stören und zu Problemen wie Schlafstörungen und innere Unruhe führen. Qigong, ruhige Yoga-Übungen oder Spaziergänge können dagegen den Körper im natürlichen Prozess des „Zur-Ruhe-kommens“ unterstützen.
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